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Die ökumenische Kunstkapelle des Heiligen Henrik

Kontaktinformationen

Die ökumenische Kunstkapelle des Heiligen Henrik

Seiskarinkatu 35
20900 Turku
Finland

Eintrittspreis 5 Euro,
Kinder unter 15 Jahren frei

tel +358 (0)2 265 7777
email taide.kappeli@gmail.com

Öffnungszeiten

Mai–AugustSeptember‐April
Montag11:00-16:00geschlossen
Dienstag11:00-16:0011:00-15:00
Mittwoch11:00-16:0011:00-15:00
Donnerstag11:00-18:3011:00-18:30
Freitag11:00-16:0011:00-15:00
Samstag12:00-15:0012:00-15:00
Sonntag12:00-15:0012:00-15:00

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Der Bildkünstler und Pfarrer Hannu Konola  hat schon als junger Mensch von einem Raum geträumt, wo sich die Menschen sammeln und ohne einschränkende Barrieren beruhigen könnten. Es sollte ein Raum geben, wo das Licht und die Kunst die tiefsten Gefühle der Menschen ansprechen, indem sie von der immateriellen Wirklichkeit auf einer Art schildern, zu der die bloßen Worte nicht imstande sind. Es sollte ein Raum geben, der Freude und Hoffnung mit sich bringt. Es sollte ein Bauwerk sein, das das Erleben des Heiligen und die Begegnung von Gott und Mensch ermöglicht.

Am Anfang war der Fisch. Oder genauer genommen ein vom Aussehen eines Fisches inspirierter Holzklotz, den der Architekt Matti Sanaksenaho auf einer Fischfangsreise in Lappland mit dem Messer geschnitzt hatte. Jene skulpturartige Form war die Basis, worauf der siegreiche Entwurf des Designwettbewerbs der ökumenischen Kunstkapelle beruhte.

Von Traum zur Wirklichkeit

Die Vorbereitungen des Bauprojekts der ökumenischen Kunstkapelle haben im Jahr 1991 angefangen. Zuerst sollte der Bauort ausgehandelt und eingestimmt, die Ziele der mitbeteiligten Gesellschaften untersucht und ein Unterstützungsverein zur Förderung des Vorhabens und zur Sicherung der erforderlichen finanziellen Ressourcen gegründet werden. Man hat einen Designwettbewerb vorbereitet und bekanntgegeben, den die Sanaksenaho Architekten AG im Januar 1996 mit ihrem Entwurf „I k h t h y s“ gewonnen hat. Die Architektur der Kapelle weckte sofort großes, internationales Interesse und mit Hilfe von zunehmender Öffentlichkeit und mehreren Preisen und Anerkennungen hat man immer wieder nach Finanzierungsmöglichkeiten des Bauprojekts gesucht. Im Jahr 1999 wurden die eigentlichen Baupläne erstellt und man konnte im Jahr 2004 mit dem Bauen anfangen. Die Kapelle wurde fertiggestellt und am 15. Mai 2005 eingeweiht. Sie wurde als ökumenische Kunstkapelle des Heiligen Henrik nach dem finnischen nationalen Heiliger benannt.

„Jesus Christus, Gottes Sohn, Erlöser“. Wenn man von der altchristlichen auf Griechisch aufgesagten Glaubensbekenntnis die Anfangsbuchstaben nimmt, so bilden sie das Wort IKHTHYS, das Fisch bedeutet. Der Fisch ist das älteste Symbol der christlichen Kirche.

Stunden von Stille und Glück

Die Kapelle hat von Anfang an reichlich Besucher angelockt. Ihr Ruhm  als ein architektonisches Objekt ist weit verbreitet, und Freunde der Baukunst kommen von aller Welt diese „mystische Landschaftsskulptur“  – wie sie vom Preiskomitee des Designwettbewerbs charakterisiert wurde – an Ort und Stelle anzuschauen und ihre einzigartige Atmosphäre im Inneren zu erleben. Dem ökumenischen Charakter entsprechend hat man Versammlungen, Feste, Gottesdienste und Andachtsfeier der unterschiedlichen Konfessionen veranstaltet. Für viele Paare ist der Traum von einer kirchlichen Trauung in der Kunstkapelle in Erfüllung gegangen. Als Taufkapelle herrscht dort eine angenehme und sanfte Atmosphäre. Dank der brillanten Akustik ist die Kapelle zum beliebten Konzertplatz geworden. Dort kommt man zusammen um gemeinsam zu singen oder an einem Gedicht Matinee teilzunehmen. Die Räumlichkeiten der Kapelle nutzt man die ganze Zeit auch aktiv zu Ausstellungszwecken. Durch die Kunstwerke und Architektur hat manch ein Besucher ein Hauch von etwas Größerem in der Kapelle erleben können –  mit dem Gefühl als wäre die Zeit stehen geblieben. Die von der Kapelle übertragene Botschaft für Frieden und Hoffnung hat ebenfalls zahlreiche Patienten der naheliegenden karzinologischen Fachklinik Meri-Karina und ihre Angehörige angesprochen.

Aufwärts zur Kapelle

Die Kunstkapelle steht inmitten von Kiefern und Fichten auf dem Rücken eines kleinen Hügels außerhalb der Stadt Turku auf der Insel Hirvensalo. Das Kupferkleid der Kapelle soll sich mit den Jahren dem Grün der Bäume angleichen. Die statuenartig vereinfachte Gestalt beeinflußt mit ihrer Größe und spricht schon mit dem ersten Blick eindeutig für ein sakrales Bauwerk. Laut Erzählungen des Architekten Matti Sanaksenaho wollte er besondere Aufmerksamkeit darauf wecken, wie man in die Kapelle gelangt. Die parallel zur Front laufende sanfte Rampe führt zur oberen Plattform, wo man sich zur Außentür wendet.  Beim Betreten des Pfades wird der Eindruck von einer feierlichen Größe der Gebäude nur immer verstärkt, beim Wenden zur Tür wartet eine Überraschung: die Kapelle scheint geschrumpft zu sein, der Maßstab der Eingangsfront ist geradezu intim.

Von Dämmerung zur Helligkeit

Beim Eintreten in das Foyer verstärkt sich das Gefühl von einem menschengroßen Maßstab. Die Ankunft in den eigentlichen Saal erbringt somit von neuem einen eindrucksvollen Raumeffekt. Der schmale, von gebogenen Linien skizzierte Innenraum scheint gewaltig zu sein. Das am Altarbereich einfallende, blendende Licht fesselt jedoch zuallererst die Aufmerksamkeit in der halbdunklen Kapelle. Der Architekt hat auch gesagt, dass  „der Weg vom Halbdunkel aufs Licht zu“  das dritte in die Kapelle eingeschlossene Symbol  – neben dem Fisch und dem Image von Schiff bzw. Boot – für ihn bedeutet hat.

Warmes Holz

Alle Innenflächen der Kapelle bestehen aus finnischem Kiefernholz. Die Bindern aus Brettschichtholz der tragenden Konstruktion geben den zur Decke gebogenen Innenwänden einen Rhythmus. Die schlichte Eleganz jeder Einzelheit spricht für ein außergewöhnlich hohes Niveau sowohl im Planen als auch im Bauen. Die einfachen Bänke und der minimalistische Altar bestehen ebenfalls aus Holz. Im Kapellensaal hat man sich auf ein einziges Material beschränkt. Die Kapellenbesucher erzählen von der Wirkung einer tiefen Harmonie und spüren das Holz mit all ihren Sinnen. Die Wahl von Holz als Material für den Innenraum scheint angebracht zu sein. Es ist ökologisch und somit ein zeitgemäßer Baustoff. Für den Architekten war es wichtig, dass das Holz schön altert und somit das Gebäude naturgemäß mit der langen Bautradition im Einklang steht. Eine hölzerne Oberfläche empfindet man schön und warm. Auch mit Hinsicht auf die Akustik ist die Bedeutung von Holz ausschlaggebend.

Es werde Licht

Indirektes Licht fällt durch das an beiden Wänden als Band laufende, einzige Fenster der Vorderkapelle ein. Die zweiteilige Glasmalerei am Fenster – mit den Namen „Passion“ und „Jubilate“ hat der Künstler Hannu Konola geschaffen. Als ursprünglicher Ideenträger der Kapelle wollte er ein Kunstwerk schaffen, das mit der Architektur eng verbunden ist und dessen Signal es bekräftigt. Es war von Anfang an gewünscht, dass ein Kunstwerk aus Glas als ein entscheidendes Element in der Aufgabenstellung des Designwettbewerbs mit einzubeziehen war. Die eisähnliche Oberfläche und die als Relief dargestellten Bildmotive wurden in einem speziellen Gussglasverfahren hergestellt, wobei der Künstler selbst die Gussforme der Fenstergläser bearbeitet hat. Diese Fachgläser wurden in Deutschland gegossen und sie sind in Metallhalterungen eingebaut, um die Wärmeausdehnung der Gläser zu ermöglichen. Oben an der Schnittstelle der Glasreliefs befinden sich kleine, sternförmig erkennbare Prismen. Sie schildern den Augenblick, als Gott sagte „es werde Licht“. Im ersten Buch Mose steht noch, dass „es ward Licht“ und  „Gott sah das Licht, daß es gut war“.

Leid und Freude

Auf der nördlichen Seite des Passion-Werks sieht man nach unten verlaufend in zunehmendem Masse Einschnitte, Wunden, die das Leiden des Lebens darstellen. Im unteren Teil des Fensters erhalten sie die Form eines Dreiecks als Darstellung der Wunden Christi. Die drei wichtigen Worte: Glaube, Hoffnung und Liebe sind ebenfalls unten am Fenster zu erkennen. Das Wort „Glaube“ befindet sich etwas von den anderen entfernt als Zeichen der finnischen Mentalität. Das wichtigste Signal des Passionsreliefs befindet sich ganz unten am Bodenanschluß. Für diejenigen, die dabei sind sich unter den Lasten des Lebens zu brechen, hat der Künstler die Worte Christi geschrieben: „Ich bin bei euch alle Tage „ (Matthäus 28,20). Das Relief „Jubilate“ (=freut euch) auf der südlichen Seite des Fensters scheint auf dem ersten Blick vollkommen abstrakt zu sein, bei näherer Analyse lassen sich jedoch Andeutungen sowohl auf ein Flammenthema  als auch Hinweise auf eine landende Taube finden. Beide sind Symbole des Heiligen Geistes.

Selbst der Täufel  wird in Ohnmacht fallen

Im Laufe der Jahre und Tage ändert sich das Aussehen beider Reliefs bedingt durch den Einfall und Richtung von Licht. Aufgabe der strukturierten Glasoberfläche liegt auch darin die Atmosphäre der Kapelle vor visuellem Tumult von Außen zu schützen. Für den Innenraum wünschte der Künstler Konola „so viel Schönheit, dass der Täufel schon auf der Schwelle in Ohnmacht fällt“.

Übersetzung: Ritva Pajukoski.

Spenden

Für den Unterhalt der Kapelle sorgt ein privater Unterstützungsverein. Wir freuen uns über jede Spende!

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Fundraising-Erlaubnis RA/2021/609